Sprunglinks

zurück

Gleiche Gesundheitschancen für alle Säuglinge und Kleinkinder

Die Grundlagen für ein gesundes Leben werden bereits während der Schwangerschaft und der frühen Kindheit gelegt. Die ersten Lebensjahre sind für die Verhinderung von Krankheiten bedeutsam. Beispielsweise wirken sich emotionale Vernachlässigung oder die Suchterkrankung eines Elternteils besonders stark auf die spätere Gesundheit aus. Deshalb ist die Förderung in der frühen Kindheit ein wichtiges Betätigungsfeld der Gesundheitsförderung und Prävention. Was läuft aktuell in diesem Bereich?

Die erste Lebensphase ist für die körperliche, psychische und soziale Entwicklung entscheidend. Was ein Kind zwischen Geburt und Kindergarten erlebt und wie es sich entwickeln kann, prägt auch seine spätere Gesundheit. Diese frühkindlichen Prägungen haben ein Leben lang Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit. Daher will das BAG die Gesundheitsförderung in der frühen Kindheit stärken. Dazu hat es 2018 das Konzept „Gesundheitsförderung und Prävention in der frühen Kindheit“ (Frühe Gesundheitsförderung) publiziert.

Belastete Familien benötigen mehr Unterstützung

Die Gesundheitsversorgung für werdende Mütter und junge Familien in der Schweiz ist qualitativ hochstehend. Sowohl Kantone und Gemeinden als auch Fachstellen und NGO engagieren sich in der Frühen Förderung. Allerdings sind die Angebote zu wenig vernetzt und einige Familien werden mit den Angeboten zu selten erreicht. So vor allem Familien, die in belastenden Situationen leben und zum Beispiel von Armut, Sucht oder psychischen Erkrankungen betroffen sind. Auch Familien mit einem alleinerziehenden Elternteil oder mit Migrationshintergrund sollten mehr von solchen Angeboten profitieren können. Die Unterstützung von belasteten Familien zeigt langfristig einen grossen sozialen und ökonomischen Nutzen. Denn so erhalten ihre Kinder eine bessere Chance, später ein gesundes und selbstbestimmtes Leben zu führen und werden dadurch seltener staatliche Unterstützung benötigen.

Berufsübergreifende Zusammenarbeit muss verbessert werden

Damit alle Säuglinge und Kleinkinder eine gleichwertige Versorgung erhalten, müssen Fachleute aus dem Bildungs-, Sozial- und Gesundheitswesen zusammenarbeiten. Unter der Führung vom Bundesamt für Sozialversicherungen wurde auf Bundesebene die Koordinationsgruppe Frühe Kindheit geschaffen. Darin tauschen sich Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Bundesämter über ihre Aktivitäten im Bereich frühe Kindheit aus und koordinieren sich. Auf kantonaler und kommunaler Ebene gibt es mittlerweile zahlreiche Bestrebungen, die familienzentrierte Vernetzung zu stärken und zu verbessern. «Familienzentrierte Vernetzung» bedeutet eine verbindliche professionelle Begleitung von belasteten Familien. Familienzentrierte Netzwerke fördern die Kooperation der Akteurinnen und Akteure im Gesundheitsbereich mit den sonstigen Akteuren im Kontext der Frühen Förderung. Ein oft bereits gut funktionierendes Beispiel dazu ist die Zusammenarbeit zwischen Hebammen und den Mütter- und Väterberatungsstellen. Wertvoll wäre auch eine gute Zusammenarbeit der Gynäkologie und der Pädiatrie mit den übrigen Institutionen im Frühbereich. Die Gynäkologie kommt in einem sehr frühen Stadium in Kontakt mit den Familien und kann so belastete Familienverhältnisse erkennen, bevor das Kind zur Welt kommt. Die Pädiatrie steht während der ganzen Phase der frühen Kindheit in Kontakt mit der Familie.

Das Basismodell für die Familienzentrierte Vernetzung

Vorstudie «Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz»

Um zu prüfen, wie diese familienzentrierte Vernetzung verbessert und etabliert werden kann, hat das BAG die Hochschule Luzern – Soziale Arbeit mit der Vorstudie «Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz» beauftragt. Die Forschenden untersuchten, wie gut Schweizer Netzwerke im Frühbereich belastete Familien  erkennen und niederschwellig begleiten können. Diese Netzwerke haben sie mit ausgewählten, gut erforschten Netzwerken im Ausland verglichen. Zusätzlich haben sie Fachpersonen aus allen Bereichen der Frühen Förderung zur gelebten und gewünschten interprofessionellen Vernetzung befragt. Auf diesen Grundlagen hat die Hochschule Luzern mehrere Modellvarianten entwickelt. Diese Modelle diskutierten die Forschenden mit Fachpersonen an vier sprachregionalen Workshops (UR, TI, FR, BS) und prüften sie so auf ihre Realisierbarkeit. Das Ergebnis: Eine einheitliche nationale Strategie der familienzentrierten Vernetzung wie bei den «Frühen Hilfen» in Österreich ist aufgrund der föderalistischen Strukturen in der Schweiz aktuell kaum realisierbar. Sie wäre aus Sicht der Studienleitenden unter Berücksichtigung der sprachregionalen Besonderheiten trotzdem anzustreben.
Wie interprofessionelle Strukturen in Kantonen, Städten und Gemeinden gefördert werden können, ist daher Thema der Tagung « Familienzentrierte Vernetzung in der Schweiz» vom 28. März 2022.

Info-Feed Frühe Kindheit

Seit Ende 2020 führt Alliance Enfance einen Info-Feed mit News und einem Newsletter rund um Gesundheit, Integration und Chancengerechtigkeit in der Frühen Kindheit. Mit Veranstaltungen (digital oder vor Ort) bietet Alliance Enfance auch Gelegenheit für Sensibilisierung und Austausch für Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Praxis und Verwaltung. Der Info-Feed Frühe Kindheit wird getragen vom BAG, dem Staatssekretariat für Migration und von der Stiftung GFCH. Info-Feed Frühe Kindheit (alliance-enfance.ch)

Links

Kontakt

Nadia Jaggi
Sektion Gesundheitsförderung und Prävention

Nach oben